(Stand 2025)
Frage:
Darf der Arbeitgeber meine unbezahlten Ruhepausen so legen wie er will oder mir empfehlen, diese je nach Arbeitsanfall flexibel einzurichten? Muss Sonntagsruhe immer eingehalten werden, oder kann ich bei Bedarf auch am Sonntag arbeiten? Wie lange sind die Ruhezeiten zwischen zwei Arbeitstagen?
Der Fall:
Altenpfleger Friedrich Krupp betreut im Altenheim in der Nachtschicht alleine eine ganze Station. Wegen seiner unbezahlten Ruhepause ordnet sein Arbeitgeber August Bebel an, dass Krupp diese Ruhepausen flexibel nehmen solle, wenn die alten Menschen gerade Ruhe geben.
Roald Amundsen kehrt gerade von einer Nordpolexpedition zurück.
Sein Arbeitgeber und Walfänger Hauke Haien will ihn sofort in ein Forschungsschiff zum Südpol verfrachten. Amundsen will wenigstens eine Ruhepause, um mit seiner Frau zu kuscheln.
Caspar David Friedrich ist Landschaftsgärtner. Er soll am Sonntag im Klosterpark für eine anstehende Malaktion den Rasen mähen und die Eichen malerisch stutzen.
Käthe Kollwitz ist Erntehelferin und muss am Sonntag aufs Feld, da ein Gewitter droht. Die arbeitslose Madame Pompadour hat einen Job als Kellnerin im Ausflugslokal „Zum schönen Ludwig“. Es gefällt ihr überhaupt nicht, daß sie am Sonntag bedienen soll.
Die Lösung:
5. Schutzvorschriften
Dem Arbeitnehmerschutz dienen nicht nur die vom Gesetzgeber bestimmten Höchstarbeitszeiten. Zum Schutz der Arbeitnehmer
hat der Gesetzgeber auch Regelungen über Mindestpausen während der Arbeitszeit geschaffen.
Darüber hinaus hat er Mindestruhezeiten zwischen den einzelnen Arbeitsschichten angeordnet. Bei diesen Regelungen handelt es sich um gesetzliche Mindestvorschriften, die vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer in jedem Falle einzuhalten sind.
5. Ruhepausen
Unter Ruhepausen im gesetzlichen Sinne sind Arbeitsunterbrechungen während der normalen Arbeitszeit zu verstehen. Eine gesetzliche Ruhepause liegt nur vor, wenn diese im Voraus festgelegt ist, oder zumindest im Vorhinein bestimmbar ist. Während dieser Ruhepause ist der Arbeitnehmer weder verpflichte, Arbeit zu leisten, noch verpflichtet, sich für eine Arbeitsleistung bereit zu halten. Vielmehr hat er das Recht, während der Ruhepause seinen Aufenthaltsort und seine Betätigung frei zu wählen.
Nach der herrschenden Ansicht genügt es, wenn bei Beginn der täglichen Arbeitszeit ein zeitlicher Rahmen feststeht, innerhalb derer die Ruhepausen angetreten werden können. Dies ist z.B. bei den meisten Gleitzeitregelungen der Fall, wo Ruhepausen nicht exakt auf eine feste Uhrzeit festgelegt sind, da Arbeitnehmer „gleiten“.
Im Falle des Altenpflegers Friedrich Krupp liegt deshalb keine Ruhepause im gesetzlichen Sinne vor.
Er kann seine Ruhepause nicht im Vorhinein bestimmen. Er kann seinen Arbeitsort und seine Betätigung nicht frei wählen, da er sich stets bereit halten muss, falls er benötigt wird oder ein Notfall vorliegt. Dann muss er die Pause sofort unterbrechen und eingreifen. Dies ist keine Ruhepause im gesetzlichen Sinne.
Arbeitgeber August Bebel verstößt mit seiner Anordnung grob gegen das Gesetz. Er müsste für die Ruhepausen eine zweite Kraft
einsetzen.
6. Pausendauer
Nach neuerer Regelung muss in den ersten 6 Stunden der Arbeit keine Pause gemacht werden. Bei einer Arbeitszeit von mehr als 6 Stunden bis zu 9 Stunden beträgt die gesetzliche Ruhepause mindestens 30 Minuten, bei einer Arbeitszeit von mehr als 9 Stunden mindestens 45 Minuten. Die Ruhepausen können in Zeitabschnitten von jeweils 15 Minuten aufgeteilt werden. Länger als 6 Stunden hintereinander dürfen Arbeitnehmer aber nicht ohne Ruhepausen beschäftigt werden.
Tarifvertragsparteien können die Gesamtdauer der Ruhezeit in Schichtbetrieben und Verkehrsbetrieben auf Kurzpausen von angemessener Dauer aufteilen.
Für Jugendliche ist bei einer Beschäftigung von 4,5 bis 6 Stunden eine Pause von mindestens 30 Minuten, bei mehr als 6 Stunden eine Pause
von 1 Stunde zu gewähren.
Ruhepausen sind keine Arbeitszeit. Damit entfällt ein Vergütungsanspruch, wenn nichts anderes im Arbeitsvertrag vereinbart ist. Davon zu unterscheiden sind die „Betriebspausen“.
Solche Pausen sind kurzfristige Unterbrechungen, aus technischen oder betrieblichen Gründen. Diese Pausen, die der Arbeitnehmer nicht zu vertreten hat, sind zu bezahlen.
7. Ruhezeit
Ruhezeit im Sinne des Arbeitszeitgesetzes ist die Zeit zwischen dem Ende einer Schicht oder der Arbeitszeit und dem Beginn der nächsten Arbeitsschicht. In dieser Zeit darf der Arbeitnehmer zu keiner weiteren Erwerbstätigkeit herangezogen werden. Zeiten der Arbeitsbereitschaft oder des Bereitschaftsdienstes zählen nicht zur gesetzlichen Mindestruhezeit, wohl aber die Rufbereitschaft.
Nach § 5 Abs. 1 Arbeitszeitgesetz müssen Arbeitnehmer nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11
Stunden haben. Dies gilt auch für Roald Amundsen, der nicht einfach in ein neues Schiff zur neuen Expedition verfrachtet werden darf.
Die Dauer der Ruhezeit kann in bestimmten Branchen um bis zu 1 Stunde
verkürzt werden, wenn später ein Ausgleich erfolgt, z.B. in Krankenhäusern, in Pflegeeinrichtungen, Gaststätten, Verkehrsbetrieben, beim Rundfunk und in der Landwirtschaft.
8. Sonn- und Feiertagsruhe
Nach § 9 Arbeitszeitgesetz dürfen Arbeitnehmer an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen von 0.00 bis 24.00 Uhr nicht beschäftigt werden. In Mehrschichtbetrieben kann der Beginn und das Ende regelmäßiger Schichten um bis zu 6 Stunden vor- oder zurückverlegt werden. Für Kraftfahrer kann der Schichtbeginn und 2 Stunden vorverlegt werden. Weitere Ausnahmen sind in § 10 Arbeitszeitgesetz geregelt, z.B. für Not- und Rettungsdienste, Polizei, Krankenhäuser, Altenpflege, Gaststätten und Freizeiteinrichtungen.
Darüber hinaus darf in echten Notfällen abgewichen werden. Dies gilt nicht für Caspar David Friedrich, aber für Käthe Kollwitz und den Erntedienst. Madame Pompadour muss ebenfalls am Sonntag arbeiten.